Frühling in Rom
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Von Sabine Weiss
Zum Milenniums-Marathon, dem ersten im neuen Jahrtausend hatte ich die
Chance verpasst, in Rom dabei zu sein, aber als sich diesmal Resturlaub
und
Flugmeilen mit einem freien Wochenende paarten, fiel die Entscheidung
nicht schwer. Selbst einen Startplatz bekam ich dank WWW-Anmeldung noch
am 13. März, dabei war der Marathon schon am 25. (keine 2 Wochen
später). Eine großartige Marathonvorbereitung konnte ich mir
so natürlich schenken,
aber dafür ist derzeit beruflich bei mir eh viel zu wenig Zeit, also
wandele ich mich zur genusslaufenden Fotografin. Im Starterfeld wurde
ich dann auch
eher wohlwollend begutachtet, als einzige weit und breit, die sich (Camera
in Mano) nicht auf Bestzeitkurs befand. Dafür konnte ich die warme
Sonne auf
den kurz-behosten Beinen spüren, und sehen, daß es Tiber-aufwärts
wirklich schöne Eckchen gibt. Ich konnte die Touristen am Trevi Brunnen
am Überqueren des Platzes hindern und vielen anderen Monumenten und
Denkmälern dieser großen alten Stadt meine Frühlingsgrüße
zurufen.Als schönste Überraschung konnte ich unseren Freund
Colin M. beim mich-Überholen ausbremsen und wir konnten etwa 3 Kilometer
lang Neuigkeiten und Laufpläne austauschen. Zu einem richtigen Bericht
gehört es aber auch die Organisation zu loben oder zu rüffeln.
Beides fällt mir schwer, war ich doch zum ersten Mal in Italien und
kann nicht einschätzen, was dort so üblich ist. Beim Brückenlauf
in Dänemark war die Ausgabe der Startnummern perfekt aber man wartete
Stunden auf den Rücktransport. In Rom wartete man zunächst 25
Minuten vor der Halle, um eine Wartenummer zu ziehen (wie früher
bei unserem Zahnarzt oder beim Ordnungsamt). Diese Warterei war dann auch
mein erstes Zusammenstoßen mit den Italienern. Wie Musik klang ihr
munteres plappern selbst in der Warteschlange, ständig unterbrochen
von den vielen Telefoninos, deren lautes Gepiepse stets noch lauteres
Gerede zur Folge hatte. Dann durfte man auf die Marathonmesse und wurde
auf eine aktuelle Wartezeit von etwa 2h vorbereitet.Erfahrene Rom-Läufer
kommen nicht Samstag um 16.00 sondern schon Freitags, um Ihre Nummer abzuholen.
Nun gut nach einer Stunde war die kleine Messe mehrfach durchstöbert.
Ein Radiosender stellte die Pacemaker vor und wie sich später zeigte,
war der 4:00 h Mann nicht nur Römer sondern auch Swiss Jura 2000
Läufer und damit das erste bekannte Gesicht an diesem Wochenende.
Etwas gelangweilt suchte ich die Warterei abzukürzen und bekam von
einem Läufer mit Umschlag eine deutlich niedrigere Wartenummer zugesteckt,
die ich nach erfolgreichem Anmelden wiederum weitergeben konnte. In Italien
müssen alle Marathonis 1x im Jahr zum Doc und eine spezifische Untersuchung
über sich ergehen lassen, um eine Art Startpass zu erhalten.
Dieser fehlt uns Ausländern, aber in Rom genügt es ein entsprechendes
Formular zu unterschreiben. Nach dieser Prozedur bekommt man dann auch
die
Goodie-Bag, hier ein geräumiger Freizeitrucksack (bestimmt Freibad-geeignet)
in dem aber außer zwei Stirnbändern und einem Nutellapäckchen
auch schon das Teilnahme T-Shirt war. Ebenfalls enttäuschend der
Info-Desk, welcher statt Turnhallen-Schlafplätzen nur noch 4 Sterne
Hotels anbieten konnte. Ich kann nur all denen Raten, die langfristiger
planen, sich rechtzeitig in den bezahlbaren Hotels rund ums Kollosseum
etwas zu suchen. Dank der Hilfe eines netten Italieners und dreier uns
immer weiter schickenden Hoteliers gelang es mir dann doch noch in Bahnhofsnähe
ein Bett zu finden. Dass es im Ziel
keine Duschmöglichkeiten gibt, stört bei geschickter Hotelwahl
kaum. Als letztes zum Samstag bleibt die Nudelparty zu erwähnen:
vielleicht hatte
ich ja im Land der Pasta zu viel erwartet, aber so toll war es dann wirklich
nicht. Nur gut, dass die vielen Restaurants zwischen Bahnhof und Kolosseum
da mehr zu bieten haben.Nach kurzer Nacht und Zeitumstellung kam der Marathontag
viel zu schnell. Vor dem Start die gewohnten Menschenmengen. Mit 8000
Teilnehmern ist Rom aber nicht so bedrückend eng wie Hamburg oder
Bärlin. Ich konnte es irgendwie ja immer noch nicht fassen in der
Ewigen Stadt zu stehen. Eigentlich wollte ich nur mal wieder einen Marathon
laufen, aber die hübschen Kulissen rechts und links....Eine gelungene
Mischung aus Bekanntem (schnell noch eine Dixi suchen) und Altem (hat
mir der Augustus vom Sockel zugezwinkert und Glück gewünscht?).
Schnell war die Wartezeit vorbei, der Startschuß knallte und meine
Pflaster müden Füße durften wieder laufen. Zu viel Sight
Seeing vor dem Marathon, war ja bei diesem Trip einkalkuliert gewesen,
aber es ist schon lästig, wenn die Füße auch nach 5km
noch nicht so richtig wach sind. Egal. Der Lauf war schön. Dank meines
Schneckentempos konnte ich sogar alle 5km zulegen und auf den letzten
Kilometern (selbst den bergauf Endspurt rund ums Kolosseum) noch viele
Läufer überholen. Das Wetter begann sonnig warm, später
ein frischer Wind und etwas Nieselregen, so dass die Temperaturen nicht
zu hoch wurden. Die Strecke von Kilometer 32 bis 37 hat einen Wendepunkt
mit roter Winning-Time-Chip-Matte. Diese Matte soll laut offizieller Marathonhomepage
von über 100 Finishern nicht überquert worden sein.
Mir gab es die Gelegenheit, Colin noch mal in voller Größe
aufzunehmen. Ob der Kurs Bestzeit geeignet ist, wage ich zu bezweifeln.
Für uns Nordlichter ist ein März-Marathon auch arg früh
wegen der dunklen, nassen Trainingszeit. Große Höhenunterschiede
habe ich nicht gemerkt aber es ging schon etwas unruhig im Zick-Zack durch
auch mal enge Gassen.Das Ziel am Kollosseum war schon von weitem zu sehen,
zur Medaille gab es ein Küsschen, ferner Obst, Wasser und Milch,
sowie eine goldige Wärmefolie, in der man wie ein italienisches Asics-Osterei
aussieht. Colin habe ich leider im Ziel verpasst, obwohl wir uns auf ein
PS98-Team Foto verabredet hatten. Aber er war wohl schon auf der Suche
nach einer Dusche als ich einschneckte. Da ist eine echte Passtschon98
Ankunft mit LaOla schon was ganz anderes, aber wir können ja nicht
überall mit 20 Leuten Laufen.Der Rückflug nach einem weiteren
Frühlingstag in der Sonne war viel zu früh, stolperte ich doch
im kurzen Rock aus der S-Bahn in Bodenfrost Gebiet. Ich
weiß jetzt, dass ich beim nächsten Mal eher eine Woche Zeit
einplane als nur ein Wochenende, aber für erste Eindrücke war
es prima. Irgendwie hatten sich alle Probleme gelöst (stets fanden
sich hilfsbereite italienische Läufer mit Deutschkenntnissen) und
die folgenden Bilder zeigen hoffentlich auch euch,
dass ich dieses Erlebnis nur weiter empfehlen kann. Das war bestimmt nicht
mein letzter Maraton in Italien. laufende Grüße
mailt
Sabine Weiß |