9. Inferno Berglauf im Berner Oberland - Schweiz
Ein teuflischer Berglauf, der es in sich hat...
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Ich bin nur den Halbmarathon gelaufen, den teuflischen Berglauf, der es
in sich hat: 21,1 km Länge bei einer Höhendifferenz von 2.175
Metern. Aber trotzdem war es nur der Halbmarathon, denn "Inferno("
bedeutet weit mehr: die wirklich infernalische Veranstaltung an diesem
Tag, dem 18. August 2001 war der Triathlon: 3.1 km Schwimmen im Thuner
See, 86 km Race Bike - 2'145 Höhenmeter, 31 km Mountain Bike - 1'180
Höhenmeter und schließlich der Berglauf nur etwas länger,
25 km - 2'175 Höhenmeter. Und so beantwortete ich die Frage eines
Triathleten, der mir in Mürren entgegen kam und sich wunderte, dass
ich bereits alles hinter mir hatte mit eben dem Satz: "Ich bin nur
den Halbmarathon gelaufen."
Der nachfolgende Bericht schildert die Eindrücke vom Berglauf, dem
Inferno-Halbmarathon.
Weit oben in der großartigen Bergwelt des Berner Oberlands scheint
bereits die Sonne und läßt auf einen schönen klaren Tag
hoffen. Hier unten, tief im Tal bei Lauterbrunnen ist es noch schattig.
Die Luft ist angenehm kühl. In etwa einer Stunde wird auf dem Campingplatz
"Jungfrau" der Startschuß zum 9. Inferno-Halbmarathon
erfolgen. Die Anmeldeformalitäten habe ich trotz ca. 500 Teilnehmern
schnell erledigt, die Schweizer sind in der Organisation von Laufevents
kaum zu übertreffen!
Es bleibt genügend Zeit, sich mit Lauffreunden zu unterhalten, etwas
locker einzutraben oder sich die Beine mit Massagemitteln einzureiben.
Links und rechts vom Tal erheben sich senkrechte Felswände mehrere
100 Meter in die Höhe. Wasserfälle rauschen stiebend in die
Tiefe. Neben der Straße im Tal sind grüne Wiesen. Ganz weit
oben liegen die schneebedeckten Gipfel der Viertausender im gleißenden
Morgensonnenschein. Es ist 10:05, Zeit zur Startaufstellung. Die Sonne
hat inzwischen die Talsohle erreicht. Der Blick nach vorne fällt
direkt auf den mächtigen Staubbachwasserfall. Freudenschauer laufen
mir den Rücken runter. Es hat etwas Erhabenes, diesen Lauf vor sich
zu haben, diese große Höhendifferenz bis zum Gipfel. Hier auf
800 Meter Meereshöhe ist die Vegetation saftig. Nachher im Hochgebirge
wird es nur Felsen und vielleicht sogar Schneefelder geben. Der erste
Kilometer ist nahezu eben - doch Vorsicht - nicht zu schnell, 30 Sekunden,
die man jetzt gewinnen könnte, wird man viel später gewaltig
büßen. Im Ort Lauterbrunnen feuern begeisterte Zuschauer an.
Und schon biegt die Laufstrecke links ab. Die Steigung beginnt, nicht
zu heftig, aber merklich. Wir laufen über einen Fahrweg langsam den
Hang hoch. Bäume spenden Schatten. Bei Kilometer 5 kommt die erste
Verpflegungsstation mit reichlich Auswahl. Noch einen weiteren Kilometer
läßt es sich ohne allzu große Anstrengung traben. Die
Pulsuhr signalisiert "Puls im grünen Bereich" - nur nicht
zu schnell werden. Und schon wird die Strecke erstmalig richtig steil.
Wir erklimmen den Berg entlang einem schmalen Pfad. Vorbei geht's an Tannenbäumen
und über eine grüne Wiese. Hier ist für mich Gehen sinnvoll.
Bei dieser Steigung ist man im Laufschritt eigentlich nicht mehr viel
schneller. Glücklicherweise dauert der steile Pfad gerade mal etwas
mehr als 1 Kilometer. Verpflegung folgt, nicht nur Flüssiges - es
gibt Bananen und Schokoriegel.
Die Strecke wird nun richtig nett. Keine große Steigung, breiter
Fahrweg und etwas später fast eben. Und die Aussicht! Links vom Weg
kommt gerade die rote Schmalspurbahn nach Mürren vorbei gerattert.
Fahrgäste winken begeistert. Hinter dem Gleis dichter Tannenwald,
blauer Himmel und die weißen Gipfel von Eiger Mönch und Jungfrau.
Gute kühle Luft, Sonnenstrahlen auf der Haut, all das spornt an!
Bald erscheinen die Hotels von Mürren auf 1.600 Meter Höhe.
800 Meter haben wir erklommen. Lauterbrunnen liegt hinter den senkrechten
Felswänden weit unten im engen Tal. In Mürren feiern Touristen,
darunter viele Japaner, die bunte Läuferschar. Die Strecke wird ganz
eben, macht einen Schlenker durch das gemütliche Dorf. Vorbei geht's
an braunen Holzhäusern mit Blumenbeeten davor. Bald verkündet
eine Tafel, dass 13 Kilometer bewältigt sind. Ich rechne: Höhendifferenz
fast 2.200 Meter minus 800 Meter. Na ja, bleiben 1.400 Meter und das auf
8 Kilometer!!! Der Lauf könnte wirklich teuflisch werden. Wieder
Verpflegung und danach beginnt der Weg zu steigen, merklich. Noch kann
ich joggen, zumindest einige 100 Meter, doch dann ist für mich gehen
besser. Mürren bleibt unten zurück. Der Pfad führt an niederen
Sträuchern vorbei, die Baumgrenze kommt in Reichweite. Über
einige Stufen windet sich der Weg durch eine Almweide den Hang hoch. In
der Ferne weiden Kühe. Ihre Glocken klingen bis zu uns Läufern
rüber. Und wieder Verpflegung, reichhaltige Auswahl. An einem Brunnentrog
kann man sich abkühlen.
Es folgt das Kanonenrohr - richtig die Skiabfahrt, Schwierigkeitsgrad
absolut schwarz - schwer. Bergauf bedeutet das steil, nein steiler, ja
am steilsten. Hier ist Gehen obligatorisch. Trotzdem fällt jeder
Schritt schwer und der Puls ist eher im Steigen begriffen. Schritt für
Schritt erklimmt man die Höhe. Die Verpflegungsstation, an der man
gerade getrunken hat, liegt bereits ganz unten. Das ermutigt! Aber - oh
je, ganz fürchterlich weit da oben, da erklimmen viele Läufer
den Berg. Also es gilt durchzuhalten. Die Kilometer werden sehr lang bei
dieser Steigung, dabei ist diese extreme Steigung gerade mal etwas mehr
als 1 Kilometer! Der Untergrund im Kanonenrohr, entlang der Skiabfahrt
ist sandig, steinig, aber man kann gut, wenn auch langsam vorankommen.
Endlich. Die Strecke wird flacher. Ein Bachlauf plätschert. Der Pfad
führt über Hochgebirgswiesen, auf denen immer wieder große
Felsen liegen. Trotzdem macht die Steigung zu schaffen. Schließlich
ist man nicht mehr frisch, das Kanonenrohr hat gewaltig Kraft gekostet.
Eine Kuppe wird erreicht, wieder Verpflegung, diesmal mit Cola, das tut
gut. Der Blick fällt auf ein steiniges Tal, unser Wanderweg ist fast
eben, bis am Ende des Tals nach 1,5 Kilometern ein weiterer Gehanstieg
folgt. Neben dem Pfad Schneefelder. Weit links unten erscheint ein kleiner
klarer See, das Wasser sicherlich eiskalt. Es wird fast flach bis zur
letzten Verpflegungsstation kurz vor Kilometer 20. Ganz weit oben, unendlich
weit oben ist deutlich der Schilthorngipfel zu sehen, das Drehrestaurant.
Über 300 Höhenmeter fehlen bis zum Ziel! Also unbedingt Verpflegung
zu sich nehmen. Nun gilt es sehr genau auf den Weg zu achten. Immer wieder
muß man über Felsen klettern oder steile Stufen erklimmen.
Schnell gewinnt man Höhe und die Verpflegungsstation bleibt tief
unten zurück. Noch 500 Meter - aber das Ziel liegt immer noch so
arg weit oben.
Ein schmaler Grat folgt, beidseitig durch Netze gesichert. Steile Abstürze.
Das letzte Stück - Schritt für Schritt, jeder mit Bedacht ausgeführt,
kommt das Ziel Näher. 21 Kilometer und noch immer geht's steil bergan.
Eine Felstreppe folgt, dann endlich eine gute Treppe bis zur Plattform,
30 Meter eben auf der Plattform - geschafft, ich habe es geschafft, diesen
Berglauf, den teuflischen Berglauf habe ich gefinisht! Noch schnaufe ich
kräftig und beginne mich an dem grandiosen Panorama zu freuen. Einfach
unbeschreiblich, nach 21,1 Kilometern und 2.175 Höhenmetern hier
zu stehen, es hat etwas Erhabenes! Ganz weit unten sehe ich das grüne
Tal.
Zurück zur Wettkampfrealität. Insgesamt erreichten etwa 440
Läufer und Läuferinnen das Ziel. Schnellster Läufer: John
Brown, GB, Zeit 2:01:49 Stunden, Schnellste Läuferin: Vroni Steinmann,
Zeit: 2:27:46 Stunden. Erwähnt werden muß, dass es neben dem
Halbmarathon die Möglichkeit gibt, die Strecke als Dreierstaffel
zu bewältigen!
Gruß Martin Fehrle Internet: http://www.muerren.ch/infernobe/infernobed.htm
e-Mail: info@muerren.ch |