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1. Sankt Wendel Marathon am 15. 04. 2007
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Bericht von Testläufer Marcus Imbsweiler
über den Sankt Wendel Marathon
][ Marcus Imbsweiler ][
Alles was der Sportler braucht war da, was ihn störte wurde vermieden
Eigentlich wollte ich in St. Wendel den Marathon laufen, entschied mich
aber angesichts vereiterter Nebenhöhlen und steigender Temperaturen
für einen Start beim Halbmarathon. Die einzig richtige Entscheidung,
wie ich schon bald feststellen durfte....
Besonders groß ist die Stadt im Nordsaarland nicht. Trotzdem setzten
die St. Wendeler sogar Shuttle-Busse ein, um die Sportler von den Parkplätzen
zum Start-Ziel-Bereich zu transportieren. Schon an diesem Detail zeigte
sich, wie professionell der 1. St. Wendeler Marathon organisiert wurde.
Nicht einmal die Zahl von über 2500 Startern, mit denen kaum einer
beim Debüt gerechnet hatte, stellte die Veranstalter vor größere
Probleme. Wurden halt über Nacht noch schnell ein paar hundert Startnummern
nachgedruckt. Der Personal- und Sachmittelaufwand in St. Wendel ist hoch,
zur Freude der Läufer, die überall Helfer vorfanden, aber auch
die nötige Beschilderung, Parkplätze, Duschen und all den Kleinkram,
der zu einer größeren Laufveranstaltung dazugehört. Auch
eine Dreiviertelstunde vor dem Start konnte man sich (ohne zusätzliche
Gebühr) noch für den Marathon anmelden.
Um den Sportlern eine möglichst flache Strecke anzubieten, hat
man sich in St. Wendel für eine zweimal zu durchlaufende Runde mit
drei Wendepunkten entschieden. Die Vorteile: eine klare Streckenführung
auch für Halbmarathonläufer, die Zuschauer bekommen viel vom
Rennen zu sehen. Der Nachteil: Schön ist die Strecke nicht zu nennen,
und vor allem die eintönige Passage auf der B 41 (6 km hin und zurück
pro Runde) ließ Langeweile aufkommen. Vor allem da das Wetter nur
den Zuschauern zupass kam. Knapp dreißig Grad im Schatten; da wurde
das Laufen auf dem Asphaltband der Bundesstraße zur Qual. Wer konnte
auch mit solchen Temperaturen rechnen, als die Startzeit auf 11 Uhr festgelegt
wurde?
Im Prinzip gefällt mir so ein Wechsel zwischen lautstarker Anfeuerung
im Stadtbereich und ruhigen Abschnitten, auf denen man den Laufrhythmus
findet. Die lange, ermüdende B 41 ließ mich an diesem Tag allerdings
nichts finden, schon gar keinen Rhythmus. Zermürbt von der hoch stehenden
Sonne und dem irgendwie pausenlosen Gegenwind wurde ich immer langsamer,
bis sich der Lauf in einen Kampf gegen den inneren Schweinehund verwandelte.
Da halfen auch die vielen Bands am Streckenrand nicht mehr. Hochachtung
vor jedem Marathoni, der das Ziel erreicht hat!
Was mich an St. Wendel besonders beeindruckt hat, war die Tatsache,
dass die Veranstalter konsequent den Blickwinkel der Läufer eingenommen
und ihre Organisation daran ausgerichtet haben. Was der Sportler braucht
(kurze Wege, exakte Zeitmessung, Verpflegung, Ansprechpartner, übersichtliche
Infos, ausreichend Sanitäranlagen usw.), war alles da; was ihn stört
(Hektik vorm Start, unklare Streckenführung, hohe Startgebühren,
kurzfristige Änderungen), wurde vermieden. Man übertrieb es
nicht mit der Show rund um den Lauf, die Ansprache des Bürgermeisters
beschränkte sich auf einen Satz. Als Läufer fühlte ich
mich in St. Wendel geradezu hofiert.
Ob man die Startzeit bei elf Uhr belässt, wird man sich nach den
diesjährigen Erfahrungen sicher überlegen müssen. Auch
die Siegerehrung um 16 Uhr ist für Halbmarathon-Läufer wenig
ansprechend. Bleibt die Streckenführung: Wenn man in St. Wendel einen
möglichst flachen Marathon bieten will, wird man um die B 41 nicht
herumkommen (obwohl die aktuelle Runde mit angeblich über 80 Höhenmetern
auf 21 km auch nicht gerade topfeben war). Vielleicht hinterlässt
die Strecke unter anderen Bedingungen ja einen angenehmeren Eindruck.
Wie auch immer, St. Wendel gehört schon mit der Premiere zu den Vorzeigemarathons,
daran besteht kein Zweifel.
Marcus Imbsweiler |