Bericht von Testläufer Thorsten Kolwe über
den Rennsteiglauf
][ Thorsten Kolwe ][ Rene
Möller ][
"Ostalgie"
Rennsteig 2007, was für eine Erfahrung ! Die Anreise nach Thüringen
erfolgte schon am Donnerstag, am Samstagnachmittag konnte ich dann meine
Startnummer entgegennehmen. Die Anfahrt im Startort Neuhaus gestaltete
sich problemlos, allerdings ist die Beschilderung verbesserungswürdig.
Den Parkplatz vor der Startnummernausgabe hatten die Organisatoren nicht
immer im Griff, was teilweise in einer wilden Parkerei und abenteuerlichen
Rangiermanövern ausartete. Anschließend ging es in die Turnhalle
um die Startnummer abzuholen, was wiederum problemlos gelang. Hier ging
es streng und geordnet zu, der Andrang hielt sich in Grenzen, das Personal
war freundlich und hatte immer ein Lachen parat. Mit einem Gutschein von
der Startausgabe konnte eine Roulade mit Klößen gegessen werden,
die sehr gut schmeckte.
Die Laufmesse hat den Namen nicht ganz verdient, zwei lokale Laufläden
und ein Polarstand waren vertreten. Die Stimmung in der Halle war aber
hervorragend und hatte schon fast etwas von Volksfestatmosphäre.
Start war dann in den frühen Morgenstunden des Samstags. Das Wetter
war optimal, 12 Grad und Sonne am Startort. Wer per Auto anreist, sollte
den Wagen nicht unmittelbar am Start parken (wir sind ja Läufer)
sondern im näheren Umkreis (hier ist auch genug Platz). Das Toilettenangebot
im Startbereich war gelinde gesagt sehr schlecht, hier sollte unbedingt
nachgebessert werden, denn der nahe Wald musste ein Großteil der
Fäkalien aufnehmen, was nicht angenehm für Mensch und Natur
ist. Insgesamt kam mir gerade hier, wie auch an einigen anderen Stellen,
die Organisation sehr improvisiert vor. Wenn es klappt dann ist das gut,
mehr Läufer dürfte die
Veranstaltung aber nicht vertragen. Ab 8.30 Uhr stimmten dann ca. 3200
Läufer den Schneewalzer und das Rennsteiglied an, was wiederum für
vieles entschädigt und den wahren Charakter des Laufs offenbart.
Das muss man gesehen und vor allem gehört haben. Eine örtliche
Band spielte zur Begleitung, bis der Startschuss pünktlich um 9.00
Uhr krachte.
Die Masse quälte sich den ersten Anstieg hoch, das war nur der Anfang,
meine Befürchtungen sollten sich bestätigen, die 1500HM mussten
ja irgendwann bewältigt werden. So ging es für alle Läufer
hoch und runter, durch eine wunderschöne Natur, geprägt von
Wald, Wiesen und Hügeln. Der Belag wechselt von Asphalt zu breiten
Waldwegen, zu wurzeldurchwachsenden Trampelpfaden bis zu Schotterpisten,
also für jeden etwas dabei. Die Steigungen und das Gefälle verlangen
dem Läufer alles ab, ein richtiger Cross. Der Marathon ist mit nichts
zu vergleichen, von "normalen Vorstellungen" sollte man sich
vorher verabschieden, auf jeden Fall nichts für reine Straßenläufer,
die flache Bestzeitpisten lieben. Meine Zeit war so um etwas 30 Minuten
schlechter als vom ,normalen' Marathon gewohnt. Die Verpflegung war
durchweg gut, die Abstände der ersten Verpflegungsstände allerdings
groß. Eine Beschilderung der Kilometer sucht man leider vergebens,
hier musste die Kilometrierung der Verpflegungsstände reichen, ab
und zu tauchte sporadisch ein Schild auf. Auch im Zielbereich Volksfeststimmung
(der letzte Anstieg ist so richtig gemein !), ein Bierzelt und zahlreiche
Fressbuden mit meist lokalen Spezialitäten, ermöglichen es dem
Läufer wieder zu Kräften zu kommen.
Was soll ich noch schreiben ? Viel Licht und etwas Schatten am Rennsteig,
Berlin und Hamburg Läufer wie ich müssen sich von der Vorstellung
eines perfekt durchgestylten Marathons verabschieden, was aber auch den
Charme am Rennsteig ausmacht. Hier ist alles noch wie in alten Zeiten,
Ostalgie eben. Ich bin davon überzeugt, das muss jeder Läufer
mal durchgemacht haben und der Rennsteig ist ein Erlebnis. Ich bin stolz
hier gelaufen zu sein, vielleicht nehme ich mir auch mal die große
Runde vor.
Bericht von Testläufer Rene Möller über
den Rennsteiglauf
][ Thorsten Kolwe ][ Rene
Möller ][
Erfolge oder Niederlage?
Diese Frage stellt sich wahrscheinlich den wenigsten Teilnehmern des
Rennsteig Marathons. Auch wenn ich diesmal wiederholt mein Ziel von 3:30
nicht ganz erreicht habe fühlte ich mich trotzdem als Sieger. Der
Rennsteiglauf ist ein recht Anspruchsvoller Crossmarathon. Dies liegt
an den ständig wechselnden Untergründen und den viel Steigungen.
Selbst der Sieger 2006 Dr. Mathias Körner, welcher auch im gleichen
Jahr deutscher Marathonmeister (MünchenMarathon) wurde, benötigte
für die Rennsteig Strecke ca. 20 min länger als in München.
Ich empfinde als größte Schwierigkeit die richtige Tempowahl.
Dies gelang mir diesmal wiederholt nicht optimal, denn ich lief ein wenig
zu schnell los
Am Morgen des Rennsteiglaufes wurde ich nach den wechselhaften Vortagen
von super Wetter überrascht. Die Stimmung in Neuhaus war wie immer
bestens. Kurz vor dem Start tauchten, wie immer der Hubschrauber am Himmel
auf, dann wurde, nach alter Rennsteigtradition, gemeinsam der Schneewalzer
gesungen. Dies mag manchen Rennsteigneulingen seltsam vorkommen,
ist aber eine unvergessliche Atmosphäre
Als einzigen Nachteil
am Startort fand ich die wenigen Toiletten, aber dies ist man ja von vielen
Marathons gewohnt
Nach dem Start ging es gleich die erste lange Steigung hinauf durch
Neuhaus dem Rennsteig entgegen. Nach gut 5 km geht es auf den ersten Waldweg.
Die ersten 20km sind recht unproblematisch, obwohl man hier schon den
höchsten Punk passiert. Es geht immer wieder auf und ab, auf schönen
Waldwegen mit der Kulisse des Thüringer Waldes. Kurz nach Masserberg
kommt die schwierigste Passage, ein steiler Abstieg mit viel Geröll
und kaum Ausweichmöglichkeiten. Hier heißt es lieber Tempo
rausnehmen und aufpassen!!! Danach kommt der lange, allmähliche und
Kräfte zehrende Aufstieg nach Neustadt. Ab dort wird es richtig hart.
Hier haben sich die meisten bereits leicht übernommen und müssen
sich die nächsten steilen Steigungen hinaufkämpfen. Ab ca km
35 geht es bis kurz vors Ziel nur noch Bergab und die letzten 500m kommt
noch einmal ein richtig harter Anstieg. Der ist jedoch kaum problematisch,
weil hier so viele Zuschauer die Läufer anfeuern, dass kaum noch
einer geht.
Die Verpflegung ist auf der ganzen Strecke erstklassig. Die Ausschilderung
könnte ein wenig verbessert werden, ist jedoch für einen Crosslauf
ausreichend. Es ist jeder km mit einem kleinen Holschild markiert und
jeder 5. mit einem Großen. Die Schilder können aber alle sehr
leicht übersehen werden.
Der Zielbereich ähnelt einem Volksfest. Es gab Fressbuden, Bierzelt,
Laufmesse und vieles mehr. Die Duschen sind sehr improvisiert und könnten
noch verbessert werden.
Alles in allem ist es ein sehr schöner Lauf mit einem besonderen
Charakter, der nur zu empfehlen ist. Ich werde im nächsten Jahr auf
jeden Fall wieder dabei sein..
Rene Möller |