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FiNaMa am 29. Juni 2002

'Aus in Wilferdingen am Schwimmbad'

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Es ist eigentlich kaum zu fassen. Da bin ich das ganze Jahr über von Verletzungen, Krankheiten etc. verschont geblieben. Habe richtig gut trainiert und kontinuierlich eine tolle Form aufgebaut. Habe lange Läufe absolviert, auf Korfu Ende Mai, Anfang Juni ohne Schwierigkeiten von Karlsruhe über den Westweg nach Forbach und zuletzt beim Vorbeitungswettkampf beim Bruchsaler Hoffnungslauf sogar den 1. Rang belegt. Alles als Vorbereitung auf den FiNaMa Ende Juni und voller Vorfreude ob der letzten guten Resultate. Und dann erwischt mich am Dienstag ein Virus (vermutlich) und fesselt mich bis Mittwoch abend mit Fieber ans Bett. Ich hätte wahnsinnig werden können. Hatte mich doch auch im Vorjahr eine Verletzung unmittelbar vor dem FiNaMa an einer erfolgreichen Durchführung gehindert. Doch ich hatte noch nicht aufgegeben : ein letzte Hoffnung bezog ich aus der Tatsache, daß ich mich von derartigen Krankheiten immer relativ schnell (2 - 3 Tage) erhole. Und tatsächlich, Freitag war ich wieder im Büro und versuchte trotz anhaltender Appetitlosigkeit die verloren gegangenen 3 Kilo soweit möglich wieder rein zu futtern. Freitag abend war dann auch das Schwächegefühl vollständig verschwunden, so daß ich wieder zuversichtlich war. Ich würde starten können, wenn auch nicht in Bestform und daher folgerichtig mit anderer Zielsetzung.

Samstag vormittag war ich mit der Familie in Karlsruhe und auf dem Weg nach Hause sind wir dann noch gegen 13.30 nach Rüppurr gefahren um die Startnummer zu holen. Die Startnummernausgabe findet gemäß Ausschreibung zwischen 12 und 16 Uhr statt, doch ich glaube man bekommt auch noch kurz vor dem Start um 17 Uhr eine Startnummer. Überrascht war ich dann aber doch, als ich vor verschlossenen Türen stand. Also noch mal rüber zum Start-/Zielgelände. Und richtig, hier stand ja auch ein Zelt in dem sich die Startnummernausgabe befand. Man sollte sich eben doch die Ausschreibung richtig durchlesen, dann hätte ich auch gemerkt, daß man dieses Jahr die Startnummern nicht wie im letzten Jahr in der nebenan liegenden Eichelgartenhalle, sondern eben beim TuS - Vereinsheim erhält. Anfängliche Schwierigkeiten, die aus der Tatsache entstanden ,daß ich nicht angemeldet war (?), wurde von der freundlichen Helferin souverän gemeistert.

Wieder zuhause war ich dann voller Vorfreude. Vergessen war die gerade mal 3 Tage zurückliegende Erkrankung. Schließlich standen meine Laufschuhe jetzt fast seit einer Woche völlig vereinsamt auf dem Balkon. Es kribbelte schon richtig in den Beinen... Und das Wetter war wie gemalt. Besser hätte man sich das kaum wünschen können. 18-20 Grad, ein paar Wolken am Himmel und keineswegs so schwül wie noch im Vorjahr. Ich fieberte dem Start entgegen.

Da ich ganz in der Nähe von Rüppurr wohne konnte ich mit dem Rad in einer guten Viertelstunde zum Startgelände fahren. Jetzt nur noch die Fahrradschuhe gegen die Laufschuhe tauschen, den Trinkrucksack aufgeschnallt und die Fahrradtaschen im Vereinsheim deponiert, alles andere hatte ich schon zuhause erledigt. Dann hinein in den Startbereich. Eintauchen in dieses eigentümliche Gemisch aus Vorfreude, der Ungewißheit, was die nächsten Stunden bringen würden und der Gewißheit, daß nun der Körper die Kontrolle übernehmen würde und alle in der Vorbereitung begangenen Fehler aufdecken oder aber die Strecke ohne Schwierigkeiten meistern würde. Die ca. 300 Teilnehmer zählten die letzten Sekunden laut mit. Dann ging es los. Nach einigen Sekunden auf der Strecke löste sich dann auch der Schuß aus der Startpistole....

Nach der obligatorischen Ehrenrunde durch den Oberwald und vorbei am TuS - Vereinsheim, dort angefeuert durch zahlreiche Zuschauer ging es über die B10 und an ihr entlang in das Industriegebiet Durlachs. Anschließend durch einige Durlacher Seitenstraßen an überraschten Einwohnern vorbei zur ersten Verpflegungsstelle am Durlacher Bahnhof. Dort gab es Wasser und isotonische Getränke, sowie Bananen und Wassermelonen. Damit konnte man schon zufrieden sein, es gab dort auch weder Gedränge noch Engpäße. Weiter ging es dann Richtung Grötzingen. Zuerst durch weitere Seitenstraßen und ins Industriegebiet von Hagsfeld. Außerhalb dann über endlose Feldwege und an Schienen entlang hinein nach Grötzingen. Dieser erste Abschnitt bis nach Grötzingen (gemäß Streckenplan 17 km, nach meinem Ermessen und auch dem einiger anderer Läufer ca. 19 km) ist wirklich nicht sehr schön. Industriegebiete haben für mich nicht viel Reizvolles. Und auch die dazwischen liegenden nicht enden wollenden asphaltierten Feldwege sind auf die Dauer ziemlich eintönig. Doch nach dem ersten Wechsel für die Staffeln in Grötzingen beginnt der FiNaMa erst richtig. Und wie...Zu erst einmal mit einem langen Anstieg durch den Grötzinger Wald nach Jöhlingen. Hier begegnet man dann auch den ersten Gehern. Ist zwar anstrengend, aber endlich im Wald. Und so sehr hat mich das eigentlich gar nicht gefordert, hatte ich doch in den letzten Wochen vermehrt Bergläufe absolviert, im Hinblick auch auf den im September stattfindenden Jungfraumarathon für den ich bereits gemeldet habe. Oben angekommen hat man zum erstmals einen weiten Blick auf die umliegenden Wälder, anschließend geht es dann wieder hinunter nach Jöhlingen. Hier spürte ich zum ersten Mal ein leichtes Zwicken der Achillessehnen, habe dem aber noch keine Bedeutung beigemessen.

In Jöhlingen gab es wieder Gelegenheit zur Stärkung. Gemäß Streckenplan müßte das Kilometer 24 sein, rein gefühlsmäßig waren es aber auch hier mehr. Leider konnten auch die Helfer am Versorgungsstand darüber keine Auskunft geben. Nach Jöhlingen geht es wieder bergauf über asphaltierte Feldwege, hier allerdings immer mit schönem Rundblick. Weiter in den Wald bei Singen. Dort befindet sich auch mein bevorzugtes "Trainingsgelände" für mein Long-Jogs, da mir der Wald hier besonders gut gefällt. Kurz zuvor gab es noch mal eine Verpflegungsstelle und auf diesem Abschnitt, der geprägt ist von kurzen Wechseln zwischen Gefälle und Anstiegen begann ich mir allmählich Sorgen zu machen. Zum Zwicken in den Achillessehnen hatten sich jetzt auch Gelenkschmerzen in den Sprunggelenken und in den Knien eingestellt. Und das nach noch nicht mal 30 Kilometern ! In der Folge bekam ich auch noch Muskelprobleme, zuerst in den Aduktoren und dann in den Ansätzen der Oberschenkeltrizeps. Ich konnte mich nur noch unter Schmerzen vorwärtsbewegen. Ein Läufer nach dem anderer begann mich zu überholen. Und dann kam dieses ziemlich steile Gefälle an einigen landwirtschaftlichen Höfen vorbei nach Singen. Das war die Hölle. Jeder Stemmschritt ein Qual. Letztes Jahr hatte mich hier dieses fürchterliche Gewitter überrascht und auch dieses Jahr werde ich nur negative Erinnerungen an diesen Abschnitt haben. Ich schleppte mich dann noch bis zum Versorgungsstand am Schwimmbad, noch mit Applaus bedacht und gut gemeinten Zurufen wie "Mensch siehts du noch locker aus" was mir aber die unausweichliche Entscheidung nur noch schwerer machte. Denn es war tatsächlich so : Mein Puls war die ganze Zeit über absolut im grünen Bereich, ich war keineswegs erschöpft, im Gegenteil, es standen mir noch ausreichend Reserven zur Verfügung. Dennoch war definitiv Schluß. Maßlos enttäuscht rief ich meine Frau an, die mich eine Viertelstunde später abholte und ihr Bestes gab um mich zu trösten. Allein, es half nicht wirklich.

Meine Zusammenfassung kann sich daher auch nur auf die erste Hälfte des FiNaMas beziehen : Bezogen auf die Strecke, ist der Abschnitt vom Start nach Grötzingen ziemlich eintönig. Danach aber entwickelt er ganz den Charme eines wirklich schönen Landschaftlaufs. Immer wieder hat man einen herrliche Rundblick. Zugleich ist die Strecke auch abwechslungsreich. Wälder wechseln mit Feldern, Asphalt- mit Waldwegen, Gefälle mit Anstiegen. Dazwischen durchquert man immer wieder kleine verschlafene - im positiven Sinne - Ortschaften. Die Verpflegung an der Strecke ist zweifellos ausreichend, einziger Kritikpunkt könnten die langen Abstände zu Beginn des Rennens (und der größten Wärme im Verlauf des Rennens) sein. Die Strecke ist m.E. und in Anbetracht der zur Verfügung stehenden Mittel und der Streckenlänge ausreichend markiert. Hier haben sich die Helfer wirklich viel Mühe gegeben. Gleichwohl kann man wahrscheinlich nie ganz ausschließen, daß sich der ein oder andere verläuft. Zumal mit zunehmender Dunkelheit die Orientierung immer schwieriger wird. Nörgler wird es aber dennoch immer geben, wie auch im letzten Jahr als mindestens 2 Läufer nach Zieleinlauf noch genug Luft hatten um ihrem Ärger dieselbe über die unzureichende Markierung zu verschaffen.

Insgesamt ist der FiNaMa ein wirklich wunderschöner, abwechslungsreicher und gut organisierter Lauf.

Und Eines ist sicher : Im nächsten Jahr werde ich es schaffen.

Andreas Lehberger